Die Spielerstadt

15.08.2014

Die Spielerstadt der Superlative

Die Spielerstadt

Ist die Rede von spannungsgeladenen Pokerturnieren oder dem klimpern von Glückspielautomaten denkt das Gros der Leute an Las Vegas. Doch die einst wichtigste Spielstätte der Welt musste den Thron räumen. Das neue Zentrum des Glücksspiels liegt in Asien. Die chinesische Insel Macau hat sich zum neuen Casino-Mekka der Welt gemausert.

Macao versucht sich stets selbst zu übertreffen. Bereits 2004 liess die Stadt mit der Eröffnung des «Sands Macau» Casinos – seinerzeit der grösste Glückspieltempel der Welt – Las Vegas hinter sich. Gerade mal drei Jahre später folgte die Fertigstellung des «Venetian Macao Resort Hotel», dem bis heute grössten Vergnügungskomplex des Planeten. An über 720 Spieltischen und mehr als 3’000 Spielautomaten tummeln sich dort die Freunde des Glückspiels. Ein Heer von 12’000 Angestellten sorgt für das Wohlergehen der Gäste. Wie beim Vorbild aus dem US-Staat Nevada gibt es auch in Macau internationale Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Dafür hat man, wie in Las Vegas, eigens den Markusplatz und die Kanäle Venedigs nachgebaut. In doppelter Grösse, versteht sich. Auch beim Umsatz wird die amerikanische Wüstenstadt übertrumpft: 2013 wurden in den Casinos der Insel 30 Milliarden US-Dollar umgesetzt, das Sechsfache von Las Vegas. Ein Teil dieser Gelder kommt in Form von Steuern China zugute. Dabei wollte die Volksrepublik das Eiland zuerst gar nicht in seine Reihen aufnehmen.

Ihren Ursprung nimmt die Geschichte des heutigen Macaus im Jahr 1513. Damals kam mit dem Portugiesen Jorge Alvarez der erste Europäer auf die Insel. Das zu dieser Zeit abgeschottete chinesische Kaiserreich war wenig erfreut über den Besucher, welcher mit der Absicht gekommen war, Handel zu treiben. China beugte sich aber der militärischen Übermacht und verpachtete das Land an die portugiesische Krone. Der Handel mit Tee, Gewürzen und Seide florierte und zog die übrigen Kolonialmächte Europas an, welche die Portugiesen sukzessive verdrängten. Nur Macau konnten die portugiesischen Kolonialherren in Asien gegen die konkurrierenden Mächte verteidigen. Doch die Insel verlor zusehends an Bedeutung. Mit der Legalisierung des Glücksspiels auf Macau, versuchte der damalige Gouverneur Guimarães die Insel zu retten. Der Erfolg war bescheiden, sollte die Geschichte Macaus aber nachhaltig prägen.

Als Portugal 1974 versuchte die Kolonie abzustossen, zeigte China zuerst kein Interesse. Erst 1987 nahm das Land die Insel zurück und gliederte sie 1999 zusammen mit Hongkong feierlich ins Reich der Mitte ein. Seinen Sonderstatus behielt die Insel. Das Glücksspiel wurde ausgebaut und wuchs über die Jahrzehnte rasant. Auch die Fläche der Insel wurde vergrössert. Knapp die Hälfte des 30 Quadratkilometer grossen Eilands entstand durch künstliche Aufschüttung.

Und der asiatische Tiger will weiterhin Wachsen. Ab 2015 soll eine Brücke eine direkte Verbindung zwischen Macao und dem benachbarten Hongkong herstellen. Bisher musste ein Grossteil der 28 Millionen Besucher, welche ihr Glück jährlich auf der Insel versuchen, eine knapp einstündige Bootsfahrt auf sich nehmen. Mit der neuen Verbindung soll die Fahrt gerade noch 20 Minuten dauern. Gleichzeitig planen verschiedene Hotelketten neue Grossprojekte. Macao dürfte also auch in Zukunft das Glückspiel-Zentrum der Welt bleiben.