29.10.2015
Das aufregende Leben des John Aspinall
Mit einem Gespür für Glücksspiele und Geschäfte verdiente John Aspinall ein Vermögen und investierte es in wilde Tiere. Trotz seines Engagements blieb der exzentrische Brite ein Leben lang umstritten.
John Aspinall umgab sich lieber mit Tieren als mit Menschen. Seine revolutionären Erfolge bei der Gorillazucht und seine enge Freundschaft zu einem Wolfsrudel gingen in die Geschichte ein. Sein Leben ist ein grosses Abenteuer. Geboren am 11. Juni 1926 im indischen Delhi zur Zeit der britischen Herrschaft, begann er seinen sozialen Aufstieg als Buchmacher auf den Hunderennbahnen Englands. Casinos waren zu dieser Zeit verboten im britischen Königreich. Der findige Geschäftsmann machte sich aber eine Gesetzeslücke zunutze. Illegale Spielhäuser wurden juristisch als Orte definiert, in denen Glückspiel mehr als dreimal stattgefunden hatte. Aspinall schaute, dass er die Lokalitäten ständig wechselte. Seine Mutter sorgte derweil mit finanziellen Zuwendungen dafür, dass die lokale Polizei nicht alles sah.
Der Tiger im Garten
Während Aspinall mit seinem Spielgeschäft langsam die soziale Leiter emporklomm, entdeckte er bei beim Studium in Oxford seine Faszination für Tiere. Im Hinterhof seines Apartments hielt er sich in einer Gartenlaube einen Kapuzineraffen, einen Tiger und zwei Braunbären aus dem Himalaya. Mit seinen wachsenden Einnahmen aus dem Spielgeschäft kaufte er sich kurz darauf das Howlett-Anwesen, ein stattliches Herrenhaus mit viel Umschwung, und errichtete dort einen Privatzoo.
Er machte sich von Anfang an dafür stark, dass Tiere nicht als Bestien behandelt werden, sondern als Freunde. Er sah jedes Exemplar als ein Individuum mit eigener Persönlichkeit an und versuchte so gut wie möglich ihren natürlichen Lebensraum nachzubauen. Ein damals revolutionäres Vorgehen in der Tierhaltung.
Fragwürdiges Weltbild
Die Erfolge bei der Züchtung sprachen für Aspinalls Methoden. Er als Person war nicht unumstritten. In seinem Zoo kam es zu mehreren Zwischenfällen, bei denen Pfleger von Tieren angegriffen wurden. Fünf kamen dabei ums Leben. Aspinalls Weltbild war fragwürdig. Er war der Meinung, dass es einst eine Zeit gab, in der Tiere und Menschen gleichgestellt nebeneinander lebten. Der Mensch habe sich darauf über die Tiere erhoben und begonnen diese zu unterdrücken. Er sah es als seine Pflicht, für die Tiere zu kämpfen. Gleichzeitig waren seine Ansichten auch von nationalsozialistischen Ideologien geprägt, was ihn höchst umstritten machte.
Unumstritten hingegen war seine Liebe zu den Tieren. Im Jahr 1996 umfassten seine zwei Zoos 1'100 Tiere und er investierte vier Millionen jährlich um diese instand zu halten. Aspinall verstarb im Jahr 2000 im Alter von 74 an einem Krebsleiden in London. Sein Erbe lebt aber weiter in Form der Aspinall Foundation, welche sich bis heute dem Schutz gefährdeter Tierarten verschrieben hat.